Dienstag, 19. Juli 2011

5.) Listen-Nr. 46: Animal Farm von George Orwell, 1945

Mein Lieblingszitat: "No sentimentality, comrade. War is war. The only good human being is a dead one." "I have no wish to take life, not even human life," repeated Boxer, and his eyes were full of tears.


Über dieses Buch könnte man problemlos eine ganze Doktorarbeit schreiben. Keine Angst, hab ich nicht vor. Obwohl ich Animal Farm nie gelesen habe (trotz Englisch LK!), kenne ich die Basics: Satire, zum Ende des zweiten Weltkriegs veröffentlicht, Dystopie. Auf dieses Buch hab ich mich gefreut. Ich mag Satire, ich mag Dystopien, ich freue mich auf eine spannende Woche.
Als das Buch ankommt bin ich erstmal erstaunt wie schmal es ist. Wohl doch keine ganze Woche, eher ein paar mal Bahn fahren auf dem Weg zur Arbeit. Schlechte Idee. Nach drei Tagen Hin- und Rückfahrt habe ich, als ich heute Morgen auf der Arbeit ankomme, zwei Dinge erreicht: das Buch ist durch und ich habe tierisch schlechte Laune.


Ein Bauernhof, eine Menge verzweifelter Tiere, ein unfähiger Bauer. So die Ausgangssituation, bevor die Tiere erkennen, dass sie auch alleine klar kommen könnten. Dann müssten sie sich auch nicht ständig schlachten lassen und hätten außerdem mehr zu fressen. Es beginnt mit einer Revolution, es endet in einer Katastrophe und am Ende haben wieder mal die Schweine gewonnen. Die Tiere stehen schlechter da als vorher, lassen sich Lügen erzählen, aufhetzen und sehen hilflos zu, wie ihre Brüder abgeschlachtet werden, weil sie zu feige sind, das Maul aufzumachen. Außer die Schafe, aber die sind so doof, dass sie immer nur Hetzparolen nachbrüllen können.
George Orwell skizziert auf 95 Seiten eine Geschichte, die wir Menschen überall auf dieser Welt immer und immer und immer wiederholen. Als Hitler "Mein Kampf" veröffentlicht ist klar, dass er ein größenwahnsinniger Psychopath ist. Als in China der erste Intellektuelle in den Knast gesteckt wird, ist klar, dass die 100-Blumen-Bewegung eine Farce ist. Als in der Sowjetunion Millionen von Menschen vor Hunger sterben ist klar, dass der "Alle sind gleich"-Kommunismus eine Lüge war. Die Menschen machen immer weiter. George Orwell auch.


Fast von der ersten Seite an ist die Katastrophe auf der Animal Farm zu erahnen. Die Tiere machen mit, es gibt kein Entkommen. Die glorios erdachte Zukunft wird zu einem Horrorszenario, doch in einer Mischung aus Optimismus, Dummheit, Loyalität und schier zu viel Arbeit und zu wenig Essen wehren sie sich nicht. Und dann ist es zu spät, das Buch ist zu Ende. Und ich bin desillusioniert und traurig, ein paar von meinen Lieblingstieren sind ermordet worden. Doch dann erinnere ich mich, dass Tiere niemals so handeln würden. Sie würden keine anderen Tiere für Geld umbringen und sie würden keine Angstdiktaturen erschaffen. So etwas schaffen immer nur wir Menschen. Und wir tun es auch noch wissentlich. Die meisten Tiere auf der Animal Farm haben den Nachteil, dass sie nicht lesen können, deshalb schaffen es die schlauen Schweine überhaupt erst, an die Macht zu kommen. Aber wir Menschen können ja lesen. Wir sollten uns nicht für dumm verkaufen lassen, alles hinterfragen, niemals einem Alleinherrscher vertrauen.Und unseren Kindern Animal Farm zum Lesen geben. Eigentlich müsste das Buch zur Pflichtliteratur in der Schule gehören. Irgendwas stimmte da mit meinem Lehrplan nicht.


Als Fazit würde ich das Buch mit  Sicherheit auf eine Liste der wichtigen Literatur unserer Zeit packen. Aber es wird ganz bestimmt nie zu meinen "Lieblingsbüchern" zählen. Offensichtlich haben aber eine ganze Menge Menschen Animal Farm als ihr "best-loved novel" angegeben. Die lassen sich wohl gerne deprimieren.

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