Montag, 12. September 2011

10.) Listen-Nr. 15: Der Fänger im Roggen von J.D. Salinger, 1951

Mein Lieblingszitat: "I was half in love with her by the time we sat down.  That's the thing about girls.  Every time they do something pretty, even if they're not much to look at, or even if they're sort of stupid, you fall half in love with them, and then you never know, where the hell you are.  Girls.  Jesus Christ.  They can drive you crazy.  They really can."

Tja ähm. Uff. Nach Emily Brontes wundervoll poetischem Erzählstil eines alten Englands kam dann jetzt Catcher in the Rye. Hm. Irgendwie fällt es mir schwer, zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben, ich drück mich jetzt schon seit fast 2 Wochen davor. Erstmal ein paar Fakten zum Buch:
1. The Catcher in the Rye gehört zu den meist zensierten Büchern in den USA.
2. 1960 wurde ein Lehrer gefeuert, weil er es im Unterricht durchgenommen hatte.
3. Das Buch enthält in der Originalausgabe 255 mal den Begriff „goddam“ und 44 „fucks“.
4. Der Roman wurde damals aus verschiedenen Gründen kontrovers diskutiert, unter anderem wegen seiner vulgären Ausdrucksweise, Blasphemie, dem Untergraben von Familienwerten, der "Ermunterung zur Rebellion" (mein Favorit) und der Anstiftung zum Trinken, Rauchen und zur Promiskuität (!).
5. Das Buch hat mich trotzdem ein bisschen gelangweilt. (Toll gemacht Frau Roche, die heutigen Leser sind einfach durch nichts mehr zu schocken!)

So. Das wäre das und nun zur Geschichte.
Holden Caulfield ist ein amerikanischer Teenager, der es zur Erzählzeit 1949 schon diverse Male geschafft hat, von verschiedenen Schulen zu fliegen. Sowohl seine Familie als auch seine Lehrer verstehen das nicht, denn eigentlich ist er ziemlich intelligent. Er findet aber leider alles was von ihm verlangt wird total sinnlos und nervig. Teenie halt. Nun ist er also mal wieder überall durchgefallen. Und während er seine Schule ein paar Tage vor den Weihnachtsferien verlässt und tagelang New York durchstreift, damit seiner Familie nichts auffällt, teilt er seine Gedanken mit dem Leser. Holden ist ein hochsensibler Junge, der weit reifer ist als seine 16 Jahre, der auf ältere Frauen steht und der seine Geschwister über alles liebt. Außerdem ist er auch vollkommen überfordert mit der Welt und leidet an einer Krankheit, die alle Teenager durchmachen: Erwachsen werden. Nur dass es Holden sehr viel härter trifft als die meisten anderen. Die ganze Schwermut der Welt liegt auf seinen Schultern und Holden bemüht sich redlich darum, dass sie dort auch bleibt.

Das New York der beginnenden 50er Jahre ist das New York der schwingenden Tellerröcke, der Zigarren, der Barsängerinnen, die auf einem Piano sitzen und mit rauchiger Stimme ins Publikum hauchen. Das New York der alten Postkarten. Eine Zeit, als Männer noch tanzen konnten. Ein New York, in das ich mich verliebt habe. Ich habe die kleinen Details aufgesogen, die Holden auf seinem Streifzug in Nebensätzen erwähnt. Holden spricht eigentlich nur in Nebensätzen, er schmeißt seine Gedanken so hin, aufsammeln muss man sie selbst. Gerade dieser Charakterzug des Buches ist der Grund, warum es auch heute noch im Englisch Unterricht durchgenommen wird; An den Gedankenbrocken kann man sich einen Wolf interpretieren! Und es handelt sich hier eindeutig um ein Buch, dass man um so besser findet, je mehr man darüber nachdenkt. Aber hach - ich bin doch nicht mehr in der Schule, ich hätte einfach gern ein bisschen mehr von der Geschichte gehabt, das ich mir nicht selbst zusammenreimen muss. Holden ist ein Träumer, ein Gentleman und ganz Lieber. Außerdem möchte man ihn die Hälfte des Buches packen und ohrfeigen. Nichts ist leicht oder fröhlich, alles ist scheiße und alle sind "phony". Und jetzt werde ich tatsächlich etwas ganz schlimmes machen: Ich werde J.D. Salingers Schreibstil kritisieren. Was ja an sich total bescheuert ist, denn schließlich macht genau dieser Schreibstil das Buch zu etwas Besonderem. Leider ändert das nichts daran, dass er mir extrem auf den Keks gegangen ist! Ich war auch mal 16 und ich weiß, das ich SO nicht geschrieben hab. So Teenie. Ich hatte das Gefühl, dass jemand Erwachsenes ein bisschen zu bemüht war jugendlich zu schreiben. Und das war echt anstrengend, denn ich musste mich bemühen, den Jungen zu sehen und nicht den Erzähler..

Mein Fazit:
Viel versteckter Charme, viel Trotz, viel Sensibilität, nicht ganz so viel Spannungskurve. Trotzdem ist der Catcher in the Rye - eine Figur die Holden aufgrund eines Missverständnisses für einen Beschützer der Unschuld von Kindern hält - ein Buch, das man gelesen haben sollte. Es macht nachdenklich, mitleidig,  manchmal nostalgisch und einfach verdammt froh, endlich erwachsen zu sein!

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