Mittwoch, 21. September 2011

11.) Listen-Nr. 64: Die Dornenvögel von Colleen McCollough, 1977

Mein Lieblingszitat: "And half of him was busy being terifically proud of the fact that she shone all the other ladies down. Miss Carmichael had the patrician features, but lacked the special glory of the red-gold hair; Miss King had exquisite blond tresses, but lacked the lissome body; Miss Mackail was stunning of body but in the face very like a horse eating an apple through a wire-netting fence."

Dieses Buch habe ich größtenteils in meinem Zauberpark in der Sonne gelesen. Als ich zu oben geannter Stelle kam, bin ich laut (laut!) lachend herausgeplatzt. Der halbe Park hat sich zu mir umgedreht. War mir aber egal, ich war zu beschäftigt damit mir vorzustellen wie jemand aussieht, der ein Gesicht hat wie ein Pferd, dass einen Apfel durch einen Drahtzaun kaut. Die Autorin beweist hier einen Humor, von dem sie im Rest der Geschichte leider kaum Gebrauch macht. Tatsächlich zeichnet sich das Buch hauptsächlich durch seine Schwermütigkeit aus. Und dadurch, dass kaum wörtliche Rede benutzt wird. Das ändert sich allerdings ganz plötzlich im letzten Fünftel des Buches, als der Erzählstil sich von einem Moment auf den anderen radikal um 180 Grad dreht. Was war denn da los? Seltsam, tut dem Buch aber keinen Abbruch. Tatsächlich gefällt mir der letzte Teil eigentlich besser als der Rest.

Zur Story: 
Wir verfolgen die Geschichte der Familie Cleary zwischen den Jahren 1915 und 1969. In Irland geboren und nach Neuseeland ausgewandert, wo er in ärmlichen Verhältnissen mit seiner siebenköpfigen Familie eine Schaffarm betreibt, lebt Vater Cleary ein eintöniges aber einigermaßen glückliches Leben. Er führt seine Familie mit strenger, dabei liebevoller Hand und vergöttert seine Frau, die zwar nie lacht, sich jedoch auch nie beschwert und ein Geheimnis mit sich trägt... Als die Familie ein großes Anwesen in Australien erbt, geht es mit Sack und Pack nach Drogheda, mitten ins australische Outback. Hier sind die Konditionen zwar noch härter, es gibt Waldbrände, jede Menge Staub, Schwärme von Fliegen und manchmal jahrelang keinen Regen, aber die Familie passt sich an, arbeitet hart und beginnt das Land zu lieben.

Meine Meinung
Die Dornenvögel ist vordergründig zwar eine Familiensaga, eigentlich aber eine Liebeserklärung der australischen Autorin an ihr Land. Australiens Wildheit, seine Härte und Hitze, seine stoischen Jackaroos - all das ist mit einer hintergründigen Leidenschaft skizziert, die leider den Beziehungen der Charaktere zueinander fehlt. Das Buch ist in sieben Abschnitte aufgeteilt, die jeweils den Namen eines Familienmitgliedes tragen. Eigentlich geht es hingegen hauptsächlich um die drei  Frauen der Familie Cleary und deren verquere Beziehung zueinander. Denn einfach glücklich sein gibt es hier nicht, jeder hat irgendein Problem, dass ihm das Leben (und Lieben) schwer macht. Man bekommt so nach und nach das Gefühl, dass die Autorin nicht besonders viel Sympathie für ihre Charaktere aufbringen kann. Außerdem scheint sie mir eine ganz seltsame Ansicht zu haben, was Mutter-Kind Beziehungen angeht. Die Mütter in diesem Buch lieben ihre Söhne generell deutlich mehr als ihre Töchter und ehrlich gesagt fand ich, dass sich die Beziehung zwischen Müttern und Söhnen hier fast ein bisschen ungesund anhört. Aber die Geschichte geht damit seltsam selbstverständlich um, genauso wie mit zölibatbrechenden Priestern und erwachsenen Männern, die sich in sehr junge Mädchen verlieben. Die Autorin betrachtet diese Themen genauso stoisch, wie die Frauen, denen ständig das Herz gebrochen wird und die Männer, deren Farmen auf Jahre durch Waldbrände verwüstet werden. Die Fähigkeit, sich mit mit einem harten Schicksal abzufinden, ist die tragende Säule dieser Familiengeschichte und mir ein bisschen zu wenig.

Warum ich das Buch trotzdem wirklich gern gelesen habe, kann ich schwer sagen. Denn eigentlich  ist es ein 700 Seiten langer Anti-Klimax. Zweiter Weltkrieg? Paar Seiten, abgehakt. War nicht so groß in Australien. Hauptcharakter stirbt? Ein Absatz muss da genug sein und die Frauen, die ertragen das dann schon. Die Autorin hätte hier auch seitenweise Hauptfiguren killen können, Dramatik Fehlanzeige. Und trotzdem ist die Geschichte faszinierend, vielleicht gerade wegen dieses Mangels an Dramatik. Wegen diesen Cleary Frauen, ihrer Leidenschaft für Australien und ihrer besorgniserregenden Sicht auf Beziehungen ."I used to think having a daughter wasn't nearly as important as having sons, but I was wrong. I enjoy you, Meggie, in a way I can never enjoy my sons. A daughter's an equal. Sons aren't, you know. They're just defenseless dolls we set up to knock down at our leisure." Wenn man dieses Zitat liest, weiß man überhaupt nicht, wen man mehr bemitleiden soll: Söhne, Mütter oder Töchter. In ihre Geschichte wird man jedoch hineingezogen, ob man es will oder nicht. Und als ich mich dann an die Trockenheit, die staubige Dürre der Geschichte gewöhnt hatte wie die Clearys an Australien, hat die Autorin mich völlig aus der Bahn geworfen und einen Charakter erfunden, der so gar nicht zum Erzählstil passt, aber im Gedächtnis bleibt; Zauberhafte, rotzfreche, gutherzige, witzige Justine: Schade das du erst so spät im Buch geboren wirst!


1 Kommentar:

  1. Tolle Rezi :D Musste die ganze Zeit grinsen :D
    Hab das Buch noch auf dem SuB. Hätte es mir gar nicht gekauft, aber meine Mutter hatte es mir empfohlen und da konnte ich nicht anders, als es mitzunehmen :)
    Das ist jetzt die erste Rezi zu diesem Buch, die ich je gelesen habe ^^ Freu mich auch irgendwie schon drauf das Buch zu lesen, weil ich Australien sehr mag und auch so Landschaftsbeschreibungen.
    Liebe Grüße :)
    Blueberry von books-and-art

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