Donnerstag, 21. Juni 2012

[Kinderbuch-Challenge] 25.) Betty und ihre Schwestern (Little Women) von 1868

Eins der neueren Cover (via)
"Wouldn´t it be fun if all the castles in the air which we make could come true, and we could live in them?" said Jo, after a little pause. "I´ve made such quantities it would be hard to choose which I´d have.", said laurie, lying flat, and throwing cones and the squirrel who had betrayed him.

Als ich anfange zu lesen, weiß ich von der Geschichte nichts anderes, als dass mich vor einigen Jahren die Verfilmung mal dermaßen gelangweilt hat, dass ich sie nach einer Viertelstunde wieder ausgemacht habe. Tendenziell ja erstmal ein weniger gutes Zeichen. Und auch bei der Romanvorlage habe ich anfangs so meine Schwierigkeiten. Nachdem ich das erste Kapitel zwar ganz nett aber nicht berauschend finde, landet das Buch erstmal wochenlang auf meinem Nachttisch. Bis mir meine Freundin Giulia aus Italien erzählt, dass die Uni mal wieder so nervt, dass sie zum Abreagieren gerade zum x-ten mal Little Women liest. "I loooove that book." Ich werde hellhörig und erzähle, dass ich mir das auch momentan vorgenommen habe. Begeisterte Guilia Antwort "Uuuund, welche bist du?" 
Ich: "Hä?". 
Guilia: "Ja, welche von den vier Schwestern aus dem Buch bist du?"
Ich: "Öhm, weiß nicht, so weit bin ich noch nicht. Ich glaub, ich bin wahrscheinlich Jo."
Guilia: "Hab ich mir schon gedacht, alle Coolen sind Jo!"
Ihr versteht, dass ich das Buch an diesem Abend ganz fix wieder aus dem Regal geholt habe...?

Zur Story:
Im Amerika des frühen 19. Jahrhunderts leben die vier Schwestern der Familie March mit ihrer Mutter in verarmten aber sehr harmonischen Verhältnissen. Mit 16 Jahren  ist die traditionsbewusste Meg die älteste der Schwestern, gefolgt von ihrer fünfzehnjährigen Schwester Josephine, die aufgrund ihres jungenhaften und unkonventionellen Benehmens aber nur "Jo genannt wird (... und anscheinend "alle Coolen" verkörpert). Bei den beiden kleinen Schwestern handelt es sich um Beth, die mit ihren 13 Jahren die zerbrechlichste und schüchternste der Familie ist und die 12-Jährige Amy, von der schon jetzt klar ist, dass sie mal zu einer Schönheit heranwachsen wird. Im Verlauf des Buches verfolgen wir das weitere Schicksal der March Mädels, die, während sie darauf warten, dass ihr Vater aus dem Krieg wiederkehrt, von Kinden zu jungen Frauen (Little Women) werden.

Meine Meinung:
Während die Geschichte am Anfang eher langsam dahintröpfelt und die Familie sich so harmonisch verhält, dass es einen Tick unglaubwürdig ist, zeichnet Louisa May Alcott ein authentisches Bild der Familienverhältnisse des amerkanischen Mittelschichtlebens im 19. Jahrhundert. Obwohl das Buch scheinbar zu den feministischeren Werken seiner Zeit gerechnet wird, unterschied sich das Rollenverständnis natürlich trotzdem deutlich von der heutigen Zeit und Mutter March wünscht sich für ihre Mädchen in erster Linie ein glückliches Leben an der Seite eines verständnisvollen Ehemannes. Während die älteste und die jüngste ihrer Töchter da ganz nach ihr geraten, ist die unbändige Jo aber überhaupt nicht damenhaft und hat auch nicht vor, sich jemals zu verlieben (!). Insgesamt sind aber alle "Miss Marches" ausgesprochen tugendhaft und würden im Leben nicht darauf kommen, herumzuflirten wie andere junge Damen des gehobenen Standes es auch damals durchaus schon getan haben. Das Buch vertritt einen sehr eindeutigen Standpunkt darüber, welche Handlungen als tugendhaft bezeichnet werden können und welche nicht und wirkt bei mir aus heutiger Sicht nicht nur ein Quäntchen indoktrinierend.

Junge Damen rennen nicht und Vater ist ein Held

In dieser Hinsicht ist mir neben den einfließenden Anstandsregeln - "ein anständiges Mädchen rennt nicht und tobt nicht" (Jo aber wohl!) - und der unhinterfragten Gottesfürchtigkeit der Familie March vor allem eine Sache besonders aufgefallen: Die Besondere Betonung auf der ehrenvollen Rolle des Vaters March, der trotz  seiner vier Töchter freiwillig für sein Vaterland in den Krieg zieht. Obwohl Mutter March nämlich von Morgens bis Abends schwer schuftet um die ganze Familie zu ernähren, ist Vater March der unangefochtene Held der Familie. Besonders deutlich wird das in einer Szene, in der die Mutter ihren Mädchen Abends von einem Treffen mit einem Mann erzählt, der alle seine Söhne im Krieg verloren hat: "He spoke so cheerfully, looked so sincere and seemed so glad to give his all, that I was ashamed of myself. I´d given one man, and thought it too much, while he gave four without grudging them!" Gerade mit jungen Mädchen als Zielgruppe sollte man die Beeinflussungskraft solcher Szenen nicht zu unterschätzen. Klar ist unsere Sicht der Dinge im Bezug auf Kriege heute eine andere (zumindest in Europa...) aber das wissen kleine Mädchen ja nicht.

"Und nun wirst du die Zitronendrops einen nach dem Anderen aus dem Fenster schmeißen!"

Abgesehen von diesen Punkten ist das Buch aber eine harmlose und durchaus bezaubernde Kinderlektüre. Die kleinen Haushaltsplagen und Segen der Familie March sind so liebevoll beschrieben und vor allem so eindeutig mit einem guten Verständnis von Kindern, dass sich bestimmt jedes kleine Mädchen in einem der March Mädels wiederfinden kann. Besonders gefallen haben mir die Szenen, in denen Jo mit ihrem besten Freund Laurie allerlei Quatsch anrichtet oder als die kleine Amy in der Schule ihre hartverdienten Zitronendrops aus dem Fenster schmeißen muss, weil sie im Unterricht verboten sind. Entsprechend der damaligen Gepflogenheiten gibt es danach noch was mit dem Rohrstock, eine Strafe die Amy zutiefst kränkt, nicht nur wegen der Bonbons. Sie gibt aber keinen Ton von sich. Gut gemacht Amy, mein  Kinderherz weint mit! Sowas fieses.

Geld macht nicht glücklich!

Insgesamt ist die ganze Geschichte ein hingebungsvolles Plädoyer dafür, dass Familienzusammenhalt wichtiger ist als alles Geld der Welt - denn auch wenn die Schwestern sich viel weniger leisten können als andere Mädchen in ihrem Alter und auch manchmal darunter leiden, ist die Familie March die glücklichste kleine Truppe die man sich vorstellen kann. Manchmal vielleicht ein bisschen viel der Harmonie für meinen Geschmack, aber ganz sicher eine wundervolle Geschichte für kleine Mädchen, die bald zu "kleinen Frauen" werden. 

Mein Fazit:
Eine Wohfühl-Geschichte für kleine und große Mädchen, die zum Ende des Buches deutlich an Tempo aufnimmt. Und ein spannender Einblick in das amerikanische Rollen- und Familienverständnis vor 150 Jahren.

Edit: Es geht hier NUR um Buch eins, ich hab den zweiten Teil noch nicht gelesen. Hört ihr wohl auf mich zu bespoilern! Plus: Der Film scheint beide Buecher zusammenzufassen und allein der Trailer spoilert schon so herrlich, dass ich dann jetzt auch weiss, wer im zweiten Buch wen heiratet. Gnarf.

Edit II: Hier geht es zur Besprechung des zweiten Teils. ("Good Wives" - Der ist sooo schön!)

17 Kommentare:

  1. Ach, ich liebe ja den Film (und die Serie) und kann es gar nicht nachvollziehen, dass du ihn abgebrochen hast. Ich habe ihn schon zigmal gesehen und muss jedesmal wieder fürchterlich heulen bei Beths Tod.
    Zu meiner Schande muss ich aber zugeben, dass ich das Buch noch kein einziges Mal gelesen habe. Ich hätte mal das kostenlose Hörbuch von lit2go angefangen, aber bei Hörbüchern tu ich mir ja immer schwer mit Englisch und bin da nicht recht reingekommen. Irgendwann muss ich es nochmal versuchen ...

    Die Anstandsregeln kommen wohl im Buch deutlicher rüber als im Film - zumindest könnte ich mich dort nicht erinnern, dass sie allzu präsent gewesen wären.

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    1. Ahhh, Neyasha beantwortet mir gerade meine Frage! :) Gab es da wirklich eine Serie zu?

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  2. Ich hab gerade ein richtiges Deja-vu Erlebnis, allerdings nicht in Bezug auf das Buch selbst. Kann es sein, dass diese Story mal in einer Zeichentrickserie umgesetzt wurde? Und in jeder Folge wurde was gezeigt, was die Mädels so den ganzen Tag lang gemacht haben?
    Irgendwie kommt mir das total bekannt vor, gerade auch die Namen der Schwestern, und die Hauptprotagonistin in der Serie (die ich vor viiiiiiiiiiiiiiiielen Jahren jeden Tag geschaut habe) hieß Jo und war eine echte Rebellin.
    Hm, das wär ja was...

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  3. Liebe Mila,

    mir ging es beim Lesen (vor ein paar Monaten erst habe ich das Buch zum ersten Mal zur Hand genommen) wie dir. Zwischendurch war ich von all dem Gutmenschentum mächtig genervt, aber irgendwie schafft es die Geschichte doch, in den Bann zu ziehen. Was einzig und allein der herrlichen Jo zu verdanken ist. Das Ende des zweiten Buches mit der Heirat aber... Nun ja... LG von der anderen Mila

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  4. WAAAAh Kinder ICH HAB DAS ZWEITE BUCH NOCH NICHT GELESEN!!! Beth stirbt? :(

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    1. O Gott, ich wollte dich wirklich nicht spoilern, aber ich bin gerade irritiert. Ich habe beim Gutenberg-Projekt grad in "Little Women" reingeguckt und da ist das doch alles schon in diesem Buch (entspricht auch genau dem Zeitrahmen des Films) und nicht erst im zweiten. ("Little Men" oder wie das heißt)
      Hast du da irgendeine geteilte Ausgabe erwischt?

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    2. Eigentlich nicht, ich hab sogar die Doppelausgabe mit "Little Women" und "Good Wives". Das sind (im englischen. Im deutschen vielleicht nicht?) zwei verschiedene Bücher, die in zwei verschiedenen Jahren erschienen sind.

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    3. Hm, ich hab da jetzt mal genauer nachgelesen. Anscheinend gibt es da verschiedene Ausgaben - die, die mir bisher bekannt waren (und auch die, die man beim Gutenberg-Projekt findet) laufen tatsächlich nur unter dem Titel "Little Women" und sind dann in sich als 1. Teil und 2. Teil gegliedert, aber dass es sich um zwei Romane handelt, wird darin tatsächlich nicht ersichtlich.

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    4. Sehr seltsam, oder? Dürfen die einfach einen Titel "verschlucken"? :p

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  5. Drei Bücher für 15 €??? Großartig! Amazon, ich kommeeeeeee!!! Danke für den Tipp - auch wenn er eigentlich ein Trost sein sollte. ;-)

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  6. Gibt es die 6 Bücher dann für 30 €?

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    1. Hab zwei mal für 15 Euro bestellt. ABER DU HAST SCHON GENUUUUUU... zu spät :p

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    2. Ja, schon längst zugeschlagen, aber ganz "vernünftig" nur das Dreierpaket.

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  7. Ich liebe die Bücher auch. ;-) Ich hab mir zu Weihnachten letztes Jahr Band 3 und 4 besorgt. ;-) Auf Englisch, weil's die ja auf deutsch nicht gibt - jetzt hab ich jedes Buch in einer total anderen Ausgabe - hmpf!

    Ja, es gab/gibt eine Serie dazu! Eine Anime-Serie um genau zu sein. "Eine fröhliche Familie" hieß die. Die gibt's auch schon auf DVD. Ich denke, dass die Serie so grob die ersten beiden Bände umfasst. Es gab dann sozusagen auch noch eine zweite Staffel "Mrs Jo und ihre fröhliche Familie", die dann wohl (wenn ich aus der Inhaltsangabe der Bände 3 + 4 richtig schließe) die "Men"-Bände umfassen. ;-) Von deren DVD-Release weiß ich aber nix (kommt aber bestimmt, weil die viele alte, erfolgreiche Anime-Serien auf DVD rausbringen...). ;-)

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    1. ...uuund Jo heiratet dann wohl auch O_o Ich werd dann jetzt mal den zweiten Teil lesen, bevor ich wieder in die Kommentare gucke :p

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  8. Ich LIEBE dieses Buch! Muss ich unbedingt noch einmal lesen. Und der Film gehört auch zu meinen absoluten Lieblingen. Schade, dass du ihn so schnell wieder ausgemacht hast. :)

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  9. Mein Amazon-Paket ist gerade angekommen, juchu! Die DHL-Frau muss wahrscheinlich denken, ich schwimme im Geld, so oft wie die mir in letzter Zeit Päckchen gebracht hat. Vielleicht sollte ich ihr mal sagen, dass ich Bücher von der Steuer absetzen kann. =P

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