Sonntag, 28. April 2013

Flop des Monat April: Insurgent


Ehrlich gesagt ist es etwas fies, dieses Buch als Flop des Monats zu wählen. Immerhin war mir bewusst, worauf ich mich einlasse. Nachdem im letzten Jahr der erste Band der "Divergent"-Reihe so gnadenlos gehyped wurde, hatte ich mir ja vorschnell beide bis dahin erschienenen Bände zugelegt. Wir erinnern uns. Nachdem mich der erste Band dann so enttäuscht hat, ist "Insurgent" (auf deutsch: "Die Bestimmung - Tödliche Wahrheit") erstmal in der Versenkung verschwunden. Nun  hatte ich ja allerdings schon einmal die Erfahrung gemacht, dass der zweite Band einer Teenie-Dystopien-Reihe wesentlich besser sein kann als der Erste. Und da ich - nennen wir die Dinge beim Namen - mal wieder Lust auf unkomplizierte Spannung hatte, die mein Hirn nicht über Gebühr strapaziert, fiel die Wahl denn doch auf Veronica Roths zweiten Teil. Schade.

Die Geschichte knüpft nahtlos da an, wo der erste Band aufhört - mitten im Gemetzel. Tris, die in einem Land aufgewachsen ist, in dem alle 16 jährigen in eine der 5 besehenden Fraktionen aufgeteilt werden (Ferox – die Mutigen, Candor – die Ehrlichen, Amite – die Harmoniebedürftigen, Altruan – die Aufopferungsvollen und die Ken – die Wissebgierigen) hat gerade beide Eltern verloren und ihren besten Freund erschossen, der von einer Simulation gesteuert wurde und sonst sie umgebracht hätte. Deshalb ist sie jetzt traumatisiert und kann keine Waffe mehr anfassen. Und obwohl dieses Trauma ein großes Thema im Buch ist, nehme ich es ihr einfach nicht ab. Es kommt mir jedes mal vor, als würde die Autorin einen Weg suchen, ihre Hauptfigur ein bisschen tiefgründiger darzustellen. Aber es gelingt ihr einfach nicht. Selten haben mich die Charaktere eines Buches dermaßen kalt gelassen. Ich konnte, wie schon im ersten Band, überhaupt keine Beziehung zu Tris aufbauen, und glaube langsam, die Autorin konnte es auch nicht. Veronica Roth möchte ihre 16-jährige  Hauptfigur gerne zur Heldin machen und bedient sich dafür altbewährter Charaktereigenschaften, nach denen momentan in Jugendbüchern scheinbar Helden gemacht werden: Tris soll unerschrocken sein, die Schwächeren verteidigen, notfalls für ihre Ideale ihr Leben hergeben, vollkommen sebstlos sein, ein Vorbild für alle, sich ihrer Rolle aber niemals bewusst werden. Das ist ein bisschen viel verlangt und funktioniert nur ganz selten.

Hier funktioniert es gar nicht. Tris rennt stur von einer Schießerei in die nächste und beweist hierbei, trotz angeblich überdurchschnittlicher Intelligenz, nicht besonders viel Scharfsinn. Wie schon  das Ende von Band eins ist auch dieses Buch hauptsächlich von Gewalt geprägt. Dabei werden Gewaltszenen nicht benutzt, um einen Punkt zu unterstreichen - sie sind das Statement des Buches. Dermaßen unüberlegt eingesetzt, gehen selbst die Todesszenen naher Freunde schon nach kurzer Zeit dem Leser nicht mehr besonders nahe – und bald sterben die Figuren sowieso so schnell, das man gar nicht mehr mitbekommt, wer nun eigentlich wer ist.

Auch die Liebesgeschichte zwischen Tris und Four ist nicht wirklich glaubwürdig, deshalb bleibt auch irgendwie bei mir der gewünschte Effekt aus, wenn sie ständig ihre Leben füreinander aufs Spiel setzen. Das komplizierte Verhältnis, das Four zu seinen Eltern hat, bringt ein bisschen Tiefe in die Sache. Den Twist mit Fours Mutter, die plötzlich auftaucht, fand ich ganz gelungen, auch wenn die Autorin hier zu wenig in die Tiefe geht, um die Geschichte etwas komplexer zu machen. Auch das Ende des Buches, das wohl als große Sensation gedacht war (es löst auf, welches große Geheimnis die ganze Zeit verteidigt werden sollte), war eher  eine Enttäuschung. Vielleicht habe ich die Tragweite der Konsequenzen noch nicht verstanden, die sich aus dieser Information ergeben sollen, aber sie lässt mich jetzt nicht voller Spannung auf dem letzten Teil der Trilogie warten.

Fazit:
Die Idee der Geschichte ist, dass die Fraktionen miteinander Krieg führen, wobei die Menschen durch „Gedankensteuerung“ (gesteuert von den Ken) quasi zu willenlosen Maschinen gemacht werden. Die Idee mit den Fraktionen und der Gedankenmanipulation finde ich eigentlich ziemlich originell, leider betrachtet die Autorin (die selbst auf dem Gebiet der Angstforschung arbeitet) das ganze eher aus einem wissenschaftlich distanzierten Standpunkt und schafft es nicht, ihre Figuren mit authentischen Gefühlen auszustatten. Dadurch wirkt die Geschichte auf dem Höhepunkt nicht wie eine komplexe Dystopie, sonder eher wie ein Zombie-Apokalypse-Splatter-Movie, mit leicht psychologischem Einschlag. Hat mich, wie schon Band 1, ziemlich kalt gelassen.



Samstag, 20. April 2013

A tribute to my hero - Kurt Tucholsky

Drei Helden meiner Kindheit:

Ronja Räubertochter.
Paddy Kelly.
Kurt Tucholsky.

Die ersten beiden lasse ich unkommentiert, dem Dritten möchte ich heute meinen Tribut zollen. Es ist höchste Zeit.

Als ich noch klein war, so klein, dass ich noch nicht richtig lesen konnte, hat meine Mama mir immer vorgelesen. Meine Mama ist eine Weltklasse-Vorleserin und es gab nichts Besseres, als zusammen an der Heizung zu sitzen, eine Tasse Milch auf dem Schoß und ein Buch vorgelesen zu bekommen. Ich war eine ausdauernde und wahrscheinlich extrem nervige Zuhörerin, denn ich konnte nie genug kriegen. "EIN KAPITEL NOCH - BITTE MAMA, BITTTEEEEE!". Auf dem Programm standen Pippi Langstrumpf, Peter und Petra, Hanni und Nanni und - Kurt Tucholsky! Weiß der Himmel, wie Herr Tucholsky in diese Reihe gerutscht ist, ich kann es mir nicht erklären. Aber ich habe mich sofort in seine Gedichte und Schnipsel verliebt, schon lange, bevor ich überhaupt verstanden habe, was sie bedeuten.

Mein Lieblingstext von Tucholsky war damals der Einseiter 

"Zur soziologischen Psychologie der Löcher"

Meine Mama hat das so drollig vorgelesen, dass ich mich immer beömmeln konnte wie blöde. Und heute liebe ich den Text auch noch. Vor allem, wenn man sich den folgenden Teil bildlich vorstellt:
"Das Loch ist statisch; Löcher auf Reisen gibt es nicht. Fast nicht. Löcher, die sich vermählen, werden ein Eines, einer der sonderbarsten Vorgänge unter denen, die sich nicht denken lassen. Trenne die Scheidewand zwischen zwei Löchern: gehört dann der rechte Rand zum linken Loch? oder der linke zum rechten? oder jeder zu sich? oder beide zu beiden? Meine Sorgen möcht ich haben.
Wenn ein Loch zugestopft wird: wo bleibt es dann? Drückt es sich seitwärts in die Materie? oder läuft es zu einem andern Loch, um ihm sein Leid zu klagen – wo bleibt das zugestopfte Loch? Niemand weiß das: unser Wissen hat hier eines."
Übrigens war ich schon immer hervorragend darin, diejenigen Wörter, die ich nicht verstehe, einfach zu ignorieren. Funktioniert heute bei englischer und spanischer Literatur noch genauso gut, wie damals mit Wörtern wie "statisch" und "Materie".

Das Lottchen habe ich auch schon als Kind geliebt. Das Lottchen ist klasse! Unbedingt mal laut von eurer Mutter vorlesen lassen. Spaß vorprogrammiert. (Ich wage zu behaupten, dass dieser Satz sich eigentlich immer bewahrheiten müsste.)

Kurze Zeit später habe ich dann jedenfalls begonnen, selbst zu lesen und Tucholsky geriet in Vergessenheit. Bis ca. zur achten, neunten Klasse, in der wir mit Lyrik anfingen und mein Kinderheld tauchte wieder auf. Ich hatte Glück, dass ich zu der Zeit ein rotzfreches Gör war, sonst hätte sich mein Image in der Klasse nach dem Satz  "Boah, wie cool dass wir auch mal Tucholsky lesen, das hat mir meine Mama als Kind immer vorgelesen!" wahrscheinlich nie wieder erholt.

Neben Tucholskys fröhlicheren Texten lernte ich nun auch seine politischen Gedichte wie "Das Dritte Reich" oder "Deutschland erwache!" kennen, unglaublich mutige Widersprüche zur gängigen Volksverdummung. Tucholsky begab sich damit wissentlich in große Gefahr, in der Hoffnung, sein Land wieder zur Besinnung zu bringen. Meine Zuneigung steigerte sich zur Heldenverehrung. Und noch heute ist meine Antwort auf die Frage, ob ich ein Idol habe, ohne zu zögern "Kurt Tucholsky!". Erich Kästner hat ihn mal folgendermaßen beschrieben: "Ein kleiner, dicker Berliner, der mit der Schreibmaschine eine Katastrophe aufhalten wollte." Tucholsky, als überzeugter Pazifist und viel zu klug und zynisch, um auf die braune Brut hereinzufallen, wehrte sich mit scharfsinnigen Gedichten gegen das Fortschreiten des Nationalsozialismus und schenkte dabei Deutschland großartige Gedanken in irrsinnigem Umfang. Deutschland verbrannte sie. 
Das muss man sich mal vorstellen. Studenten. Die BÜCHER verbrennen. Mir kommt die Galle hoch, wenn ich daran denke. Wie blind kann man sein.

Tucholskys Kampf war aussichtslos und letztendlich resignierte er. Tod im schwedischen Exil 1935, Überdosis Tabletten. "Daß unsere Welt in Deutschland zu existieren aufgehört hat, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen. Und daher: Werde ich erst amal das Maul halten. Gegen einen Ozean pfeift man nicht an." (Aus einem Brief an Hasenclever, 1933)

Aber seine Werke haben sich erhalten. Und dem Mann, der mal gefragt hat: „Das, worum mir manchmal so bange ist, ist die Wirkung meiner Arbeit. Hat sie eine?" antworte ich: 

Lieber Herr Tucholsky,
fast 80 Jahre nach Ihrem Tod sitzt ein Mädchen in Berlin. Zwei Straßen weiter von dort, wo Sie einmal gewohnt haben. Sie hat Ihre Gedichte in der Schule gelesen, zusammen mit jedem anderen deutschen Kind ihrer Generation. Und sollte die deutsche Geschichte jemals drohen, sich zu wiederholen, dann hofft sie, dass diese Kinder aufstehen werden mit den Worten:

Und wenn Deutschland schläft –:
Wir sind wach!


Den Worten Kurt Tucholskys.

Sonntag, 14. April 2013

Leo Tolstoi, Vater der Verfolgungsjagd-Szene. (Anna Karenina, Rezension Part II)

Was haben James Bond, Matrix Reloaded und Tripple X gemeinsam? Richtig, 
sie alle müssten eigentlich Lizenz-Gebühren an Leo Tolstoi zahlen.

Habt ihr natürlich auch sofort geantwortet. Sehr gut.
Habt ihr nicht? Achso, na gut. ICH ERKLÄR EUCH DAS DANN MAL!

Alle genannten Filme haben neben dem Fakt, dass ein heißer Typ der Hauptrolle spielt eines gemeinsam:

Die Verfolgungsjagd-Szene

Die Verfolgungsjagd-Szene ist sozusagen das Nonplusultra moderner Spannungselemente. Evtl. nicht für die Zielgruppe dieses Blogs, aber zumindest für Männer, die Actionfilme lieben. Warum? Ganz einfach:

  • es geht um Autos
  • und zwar meist um viele
  • viele hochgetunte, schweineteure Autos
  • es ist laut
  • es ist schnell 
  • es macht Bumm (weil normalerweise mindestens einer der Verfolgungsjagd-Teilnehmer mitsamt seines Wagens lautstark in die Luft fliegt. Kommt ja nun mal immer wieder vor, dass mitten auf der Autobahn schräg geparkte LKWs rumstehen, in die man dann reinkracht. Und wer sich ein bisschen mit Autos auskennt, der weiß, das Autos im Falle eines Zusammenstoßes IMMER innerhalb von 5 Sekunden explodieren.)
  • durch den Kameraschnitt hat man das Gefühl, live dabei zu sein und quasi selbst im Wagen zu sitzen (natürlich in dem, der gerade nicht explodiert.)
Auch Tolstoi wusste um die Dramatik dieses Elements. War ja schließlich auch ein Mann, gell? Was tut man aber, wenn man in einem Zeitalter lebt, in dem Autos für die Allgemeinheit noch gar nicht existieren? 

Ein Königreich für ein Pferd!

Wir kommen zu: Anna Karenina, Buch 2, Kapitel 25: Die Pferderennenszene.

Was für eine Szene! Was heutzutage Meisterregisseure unter Einsatz teuerster Kameras und einer ganzen Horde von Schnittechnikern bewerkstelligen, das erreicht Tolstoi mit Worten. Seine Szene, in der Alexei Wronski an einem gefährlichen Pferderennen teilnimmt und dabei fast draufgeht, ist so spannend, dass mein armer kleine Finger nach dem Lesen ganz blau angelaufen war. (Sobald es spannend wird, fange ich leider an, auf meinen Fingern herumzukauen, ich kann es mir nicht abgewöhnen.)

Die Szene hat alles, was eine richtig gute Verfolgungsjagd-Szene braucht - nur halt 19. Jahrhundert Style!
  • es geht um Pferde
  • 17 Pferde
  • wertvolle, hyperschnelle, extra für diesen Zweck gezüchtete Rennpferde
  • wenn die majestischen Hufe auf dem Boden aufschlagen kommt es zu einem Geräuschpegel, der nur durch die gellenden Anfeuerungsrufe des Publikums übertönt wird (okay, das steht nicht wirklich im Text, aber ich schätze, es ist laut.)
  • es ist schnell (bisschen weniger schnell als in Tripple X, aber das ist bei dem Verhältnis der Pferdestärken auch nicht zu vermeiden. Jeder, der mal auf dem Rücken eines Pferdes im gestreckten Galopp geritten ist, weiß aber, dass Porsche fahren da nicht mithalten kann*.)
*Dieser Satz ist tollkühn geraten, da ich weder das eine noch das andere jemals probiert habe.
  • es macht Bumm. Zumindest für den unglücklichen Herrn Kusowlew, der auf seinem Pferd Diana ein Hindernis reisst. Ich gebe euch jetzt eine kleine Kostprobe von Tolstois Spannungsaufbautechnik à la Pferderennen. Die für uns wichtige Aufstellung ist hier folgende: 
1. Wronski auf Frou Frou
2. Machotin auf Gladiator
3. Kusowlew auf Diana

LOS!
"Die Zuschauer hatten den Eindruck gehabt, dass sie alle zugleich losgeritten waren; die Reiter aber waren sich des Sekunden betragenden Zeitunterschiedes bewußt, der für sie große Wichtigkeit hatte. 
Die aufgeregte und gar zu nervöse Frou Frou hatte den ersten Augenblick verpasst und mehrere Pferde hatten gleich vom Start an einen Vorsprung vor ihr; aber noch ehe sie das Flüßchen erreicht hatten, überholte Wronski, der mit aller Kraft das sich in  die Zügel legende Pferd zurückhielt, mit Leichtigkeit drei seiner Vordermänner. (...) In den ersten Augenblicken hatte Wronski weder sich noch sein Pferd in der Gewalt. Bis zum ersten Hindernisse, dem Flüßchen, war er nicht imstande die Bewegungen seines Pferdes zu bestimmen. 
Gladiator und Diana kamen zusammen dort an; fast im gleichen Augenblick richteten sie sich an dem Flüßchen auf und flogen nach der anderen Seite hinüber; sanft und unmerklich, als wenn sie flöge, schwang sich hinter ihnen Frou Frou in die Höhe; aber in demselben Augenblicke da Wronski sich in der Luft fühlte, erblickte er plötzlich, fast unter den Füßen Frou Frous, Kusowlew, der sich mit seiner Diana am anderen Ufer des Flüßchens auf dem Boden wälzte. Kusowlew hatte nach dem Sprunge die Zügel fahren lassen und das Pferd hatte sich mit ihm überschlagen. Diese Einzelheiten erfuhr Wronski später; jetzt sah er nur, daß gerade unter Frou Frous Füßen, da wo sie hintreten mußte, ein Bein oder der Kopf von Diana zu liegen kommen mußte.
Aber Frou Frou machte wie eine fallende Katze während des Sprungs eine kräftige Bewegung mit den Beinen und dem Rücken, wodurch sie einen Zusammenstoß mit dem anderen Pferde vermied und jagte weiter. "O du mein liebes Tierchen!" dachte Wronski."
  • Wenn ihr da jetzt nicht das Gefühl hattet, ihr wäret live dabei, kann ich euch auch nicht helfen. Ich habe an dieser Stelle schon Blut und Wasser geschwitzt und, wie von Tolstoi beabsichtigt, Wronskis Stute Frou Frou ins Herz geschlossen. Die Stute hat ihm schließlich wahrscheinlich gerade das Leben gerettet. Wronski dankt es ihr auf eine Weise, die für den Rest des Buches das Gefühl des Lesers zu seinem Charakter bestimmt. Die letzte Szene des Rennens ist hochspannend und ich würde sie gerne hier aufschreiben, aber da sie zu den für mich beeindruckendsten Szenen des ganzen Buches gehört, kann ich hier nicht spoilern. Es reicht zu sagen, dass sich damit meine Einstellung zu Wronski zementiert hat, dem ich von Anfang an misstrauisch gegenüber stand.  
Fazit: Wenn ihr euch auch sonst nicht an Tolstoi herantraut, oder keine Lust habt, Anna Karenina zu lesen: Diese Szene solltet ihr zumindest mal anlesen, es lohnt sich.

Ps 1: Sollte die Szene oben euch wider Erwarten kalt gelassen haben, lest sie bitte in eurem Kopf (von mir aus auch laut!) noch einmal in der folgenden Tonart:



Ps 2: Den ersten Teil der Rezension zu Anna Karenina findet ihr hier.

Sonntag, 7. April 2013

"Yeah, this is my life now. Hi Jack!"

Oh, ich LIEBE sie! Nach der grandiosen Verfilmung der Hunger Games kann wohl niemand mehr bezweifeln, dass Jennifer Lawrence die perfekte Besetzung für Katniss Everdeen ist. Und alleine dafür, dass sie es geschafft hat, einen der wichtigsten literarischen Charaktere der letzten Jahre - an alle Literaturkritiker: Diese Auffassung ist rein subjektiv und erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit! - nicht zu verhunzen, hat sie schon meinen großen Respekt. Aber gestern beim Youtube klicken wurde mir das folgende Video vorgeschlagen und jetzt hab ich mich einfach rettungslos in Jennifer Lawrence verliebt.

Das Video ist bei einem Backstage Interview nach der Oscar Verleihung entstanden. Jennifer soll da eigentlich gerade was ganz anderes erzählen, als auf einmal Jack Nicholson vorbeikommt. Und wie verhält man sich als Hollywood Schauspielerin, wenn man gerade einen Oscar bekommen hat, und kurz danach einen Kollegen trifft, der von den Dingern schon drei Stück Zuhause rumstehen hat?

Zwei Möglichkeiten:
1. Man bleibt absolut souverän, grüßt ganz lässig und lässt die Welt wissen, das das kein großes Ding ist. Man gehört ja schließlich selber zu den Großen.
2. Man ist Jennifer Lawrence, die sympathischste, lustigste und coolste Schauspielerin unserer Generation. Und kriegt eine Herzattacke.




<3

Übrigens ist ihr Oscar Presse-Interview auch einfach nur grandios. Sie war nämlich auf dem Weg auf die Bühne über ihr Kleid gestolpert und hatte sich vor versammelter Mannschaft erst mal schön auf die Nase gelegt. Da die Presse  in solchen Fällen ja immer absolut durchdachte und der Situation vollkommen angemessene Fragen stellt, kam denn auch gleich die erste Intelligenzbestie mit dem Knaller:
 "Jennifer, was ist da auf der Treppe passiert? Und was hast du dabei empfunden?" (Ernsthaft.)

Jennifers Antwort: "Was meinen Sie damit, was ist da passiert? Schauen Sie sich mal mein Kleid an. Ich habe versucht, damit eine Treppe hochzugehen. Die Treppe war gewachst. Und was ich dabei gedacht habe? Ähm - ein böses Wort. Es beginnt mit F." 

GO JENNIFER! Du wirst noch ganz weit kommen!

Ps: Jennifer hatte sich übrigens damals für die Rolle der Bella Swan beworben, wurde aber abgelehnt. Was lernen wir daraus? Was dir heute wie ein Misserfolg erscheint, kann sich schon Morgen als absoluter Glückstreffer deines Lebens erweisen. (Oder anders ausgedrückt: Heute bist du vielleicht noch traurig, dass du den toten Typen, der dich gerne fressen würde, aber dir dafür so galant die Autotür aufhält, nicht bekommen hast. In ein paar Jahren wirst du evtl. Gott auf Knien dafür danken.)

Donnerstag, 4. April 2013

Warum jeder Autor eine 2. Chance bekommen sollte. (Anna Karenina, Rezension Part I)

Letztes Jahr um diese Zeit (und gefühlt vor 10 Jahren) habe ich versucht, "Krieg und Frieden" von Leo Tolstoi zu lesen. Ich bin schmählich gescheitert und habe nach 400 Seiten - davon ca die Hälfte überblättert - entnervt aufgegeben. Und damit wäre Leo Tolstoi für mich für alle Zeiten verloren gewesen - hätte es nicht diesen Blog gegeben. ABER ES GIBT IHN JA.

Ohne viel Elan und voller Vorurteile habe ich mich also schweren Herzens Mitte März an Anna Karenina getraut. 

Es folgt: Das Protokoll einer Verzauberung. (Part I)

Russland, Ende des 19. Jahrhunderts. Ich werde hineingeworfen in die Ehekrise des Fürsten Stefan Oblonski und seiner Frau Dolly. Er hat sie betrogen (schon seit Jahren), sie hat es jetzt erst herausgefunden. Der Hausfrieden hängt schief, die Dienerschaft ist verzweifelt, die Rede ist von Trennung. Während seiner Frau das Herz bricht, fragt er sich, warum. So richtig hübsch war sie ja schon lange nicht mehr und ganz ehrlich - wer kann es ihm da verübeln, dass er ein bisschen Spaß mit der jungen Gouvernante hat? Da hätte sie doch mit rechnen müssen? Dieser durchaus gutmütige, allseits beliebte, aber leider nicht ganz so helle Fürst hat es innerhalb von zehn Minuten geschafft, dass ich mitten in der Geschichte stecke. Übrigens auf Dollys Seite.

Auftritt Anna. 
Ich fragte mich schon, wo sie bleibt. Anna Karenina ist die Schwester des Fürsten Oblonski. Eine bezaubernde, wundervolle, energiesprühende Person. 
"Anna machte gar nicht den Eindruck einer Weltdame oder der Mutter eines achtjährigen Sohnes, sondern ähnelte eher einem zwanzigjährigen Mädchen in der Biegsamkeit ihrer Bewegungen, in der Frische ihres Wesens und in der ein wenig zurückgehaltenen Lebhaftigkeit ihres Gesichtes..."
Sie ist angereist, um die Ehe ihres Bruders zu kitten. Mit Mitgefühl und sehr viel Verständnis für beide Parteien gelingt es ihr, die Beiden zu versöhnen. Und hier, an diesem Punkt, in Kapitel 28 des ersten Buches, beginne ich zum ersten Mal zu verstehen, was für ein meisterhafter Erzähler Leo Tolstoi ist!

Denn durch eine ganz kleine Szene gelingt es ihm, der Euphorie des Lesers, der schon unvermittelt angefangen hat Anna zu lieben, weil alle in ihrer Nähe so begeistert von ihr sind, einen dumpfen Unterton zu verleihen.

Es beginnt damit, dass Anna, sobald sie das Zimmer betritt, sofort von den vielen Kindern ihres Bruders umringt wird.
"Ob es nun daher kam, dass die Kinder sahen, wie sehr ihre Mama diese Tante liebte, oder daher, daß sie selbst an ihr Gefallen gefunden hatten: (...) sie hatten sich schon vor dem Mittagessen wie Kletten an die neue Tante gehängt und waren keinen Augenblick von ihr gewichen. (...) "Nein, ich zuerst! Nein, ich!" schrien die Kinder, die mit ihrem Tee fertig waren und nun wieder zu Tante Anna hereingestürmt kamen. "Alle zugleich!" rief Anna und lief ihnen lachend entgegen, umarmte sie und warf sich mit diesem ganzen kribbelnden, vor Entzücken kreischenden Kinderschwarm auf den Boden."
WAS FÜR EINE FRAU! 

Und dann kommt der Abend. Ein Ball. Was dort los ist, werde ich erst mal nicht sagen, denn eventuell geht es euch ja wie mir und ihr habt es geschafft, durch eure komplette Schullaufbahn zu kommen, ohne jemals zu erfahren, warum die Figur der Anna Karenina so berühmt geworden ist. Das will ich euch natürlich nicht nehmen, falls ihr das Buch mal lesen wollt. 

Ich schreibe euch nur ein paar Worte Tolstois auf und lasse die folgende Szene, die am nächsten Tag stattfindet, wirken. 
"Dolly und Anna speisten allein mit den Kindern und der Engländerin. Kam es nun daher, daß Kinder unbeständig sind, oder daher, daß sie feinfühlig sind und diese hier es herausfühlten, daß Anna heute eine ganz andere war als an jenem Tage, da sie sie so liebgewonnen hatten, und sich nicht mehr für sie interessierte: genug, sie hatten die Lust, mit der Tante zu spielen, ganz verloren, auch mit der Liebe zu ihr war's zu Ende, und daß Anna nun abreiste, machte ihnen gar keinen Eindruck."
... ich weiß ja nicht, ob es euch jetzt genauso geht wie mir, aber mich hat dieser Sinneswandel der Kinder unbewusst tief beeindruckt und bei mir ein sehr zwiegespaltenes Gefühl zu dem Charakter der Anna Karenina bewirkt. Mit diesen paar Sätzen, scheinbar nebensächlich, gibt Tolstoi ein Gefühl vor, das mich seiner Hauptfigur gegenüber das ganze Buch begleiten wird. 

Das Buch ist so vielschichtig, dass ich es unmöglich in einem einzelnen Post behandeln kann, deshalb werde ich mir einige besondere Szenen herauspicken und Ihnen jeweils einen Part widmen. Allerdings werde ich wohl ab dem nächsten Part anfangen müssen zu spoilern, deshalb hier schon einmal ein sehr knappes, kurzes Fazit für alle, die das Buch nicht kennen und es vielleicht noch lesen möchten. (Ich bin übrigens selbst erst zu zwei Drittel durch, also ist ein abschließendes Fazit eh noch nicht möglich.)

Fazit
Anna Karenina ist für mich eine große Überraschung und ganz anders als Krieg und Frieden. Abgesehen davon, dass es nur eine handvoll wichtiger Charaktere gibt und diese sich diesmal auch vom Namen her ganz gut unterscheiden lassen, geht Tolstoi hier detailliert auf die Gefühle seiner Figuren ein. Und dabei zeichnet er ein dermaßen realistisches Bild, dass ich mir wirklich vorkomme wie im Russland des 19. Jahrhunderts. Die Geschichte fließt sehr langsam dahin und Tolstoi nimmt sich extrem viel Zeit, einzelne Szenen zu entwickeln. Wenn ich mich nicht so in die Szenerie, das Land und die einzelnen Figuren verliebt hätte, würde ich mich wahrscheinlich furchtbar langweilen. Da ich aber glücklicherweise sowieso eine Leidenschaft für Russland, das neunzehnte Jahrhundert und die Landwirtschaft habe, schafft es die Geschichte, mich in ihre Welt abtauchen zu lassen. Außerdem gibt es so viele Lesemomente in denen ich mir denke "Wahnsinn, ist der Mann brilliant!", dass auch ein bisschen Langeweile wieder aufgewogen wird.

Ich empfehle das Buch unter Vorbehalt, da ich glaube, dass es sehr stark von der Persönlichkeit des Lesers und eventuell auch von seiner momentanen Stimmung abhängt, ob die Gesichte es schafft, ihn zu fesseln, zu beeindrucken und eventuell sogar in eine andere Zeit zu entführen.

Hier ein Trailer der 2012 Verfilmung, in der leider Keira Knightley, die ich nicht ausstehen kann, die Hauptrolle spielt. Meiner Meinung nach verrät der Trailer aber schon viel zu viel von der Geschichte um Anna und ignoriert komplett die anderen Figuren, die das Buch zu etwas besonderem machen. Hat jemand den Film gesehen? Kommen die anderen Geschichten da wenigstens auch mal vor?




Ps: Sorry, die Cover sind durchweg bescheuert. Entweder sieht Anna total furchtbar aus oder sie ist Keira Knightley was meiner Meinung nach nur eine unwesentliche Verbesserung ausmacht. Ich habe deshalb oben das Cover der eBook Version - die ich gerade lese - genommen, welches zwar auch nicht grandios ist, aber ich kann zumindest sagen, dass der Inhalt der "Null Papier" Version toll übersetzt und schön illustriert ist.

Montag, 1. April 2013

(DIY) Easy Fotoalbum zum Selbermachen

Frohe Ostern meine Lieben! In Berlin liegt zwar immer noch Schnee, aber das hält uns ja nicht vom fröhlichen Ostereierverstecken ab, wa? In meinem Fall wurden dieses Jahr allerdings keine Eier versteckt, sondern selbstgemachte kleine Fotoalben. Die sind super easy zu basteln und sehen so süß aus, dass ich sie euch jetzt mal zeigen wollte.


Alles was ihr braucht ist:

- Zwei sehr starke Stücke Karton in eurer Wunschgröße für die Deckel. Ich habe dafür einen Pappbriefumschlag Größe zwischen A4 und A5 durchgeschnitten, so dass die Teile je etwas größer als eine Postkarte sind.
- Ein großer Bogen starker Tonkarton (für die Album-Seiten und deshalb meiner Meinung nach am Besten in Schwarz)
- Einfarbiges und buntes Tonpapier
- Starken Klebestift und Tesafilm (am besten durchsichtiges Paketband)

Step 1:
Deckel auf Wunschgröße zuschneiden (wie gesagt, einer von diesen Karton-Briefumschlägen zwischen A4 und A5 eignet sich super. Einfach Zuklebelasche abschneiden, Umschlag durchschneiden und gut). Dann nach Wunsch bekleben. Ich hab meine Deckel dafür mit braunem Tonpapier eingeschlagen und dann buntes Papier draufgeklebt in zwei verschiedenen Designs für Vorder und Rückseite.

  
 Step 2:
Aus dem großen Karton Bogen zwei Bahnen ausschneiden, die jeweils die Breite eines Albumdeckels haben. Diese Bahnen werden jetzt wie eine Zieharmonika gefaltet und bilden später die Seiten das Albums. Hier müsst ihr vorsichtig sein, ich hab zwei verschiedene Tonkarton-Dicken probiert und bei der Dicksten neigt der Karton dazu, an der Knickstelle zu brechen. Ihr habt also entweder einen von diesen tollen kleinen Kartonfalthelfern da - oder ihr macht das Ganze, so wie ich, nochmal mit etwas dünnerem Karton. Zu dünn sollte es allerdings nicht werden, damit die Seiten stabil genug bleiben.


Step 3: 
Die beiden Zieharmonika Teile werden jetzt mit Tesa (oder einer unauffälligeren Alternative, wenn euch eine einfällt - ich hatte keine) zusammengeklebt. Das sollte ca. so aussehen:

Das Album lässt sich jetzt wie eine Zieharmonika aufmachen, so dass man es auf beiden Seiten (vorne und hinten) mit Fotos bekleben kann.

Step 4:
Jetzt an beiden Zieharmonika Enden die Deckel aufkleben. Ich hab auch hier wieder mit breitem Tesa gearbeitet, was zwar nicht ganz sooo schön ist, aber bombig hält. Wenn ihr eine bessere Idee, oder, anders als ich, einen echten Pritstift habt, könnt ihr die Deckel natürlich auch einfach auf die Pappe kleben.

Step 5: 
Schönes Band drum (ich hab Naturbast genommen), fertig. Viel Spaß beim Verschenken!



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